Sonntag, 25. September 2016

Diary September 2016 (1)






I wanted real adventures to myself.

But real adventures, I reflected,

do not happen to people who remain at home:

They must be sought abroad.



- James Joyce, Dubliners
Bild: Paul Henry



31.08.2016

Da sind wir wieder - back home in Ireland und alles ist vertraut und alles ist immer auch anders!
Während wir Calla ¨ im Sommer¨ verlassen haben - sind wir nun eher ¨ im Herbst¨ zurückgekehrt. Und wenn wir im Juni von Sonne verwöhnt wurden, so sind es jetzt die Farben der Natur, die um die Wette strahlen:  die Monpretien säumen nicht nur die Straßen und  Wege, sie verwandeln Felder in ein orangefarbenes Meer... Meist stehen sie in Nähe der Fuchsien, die mit ihrem leuchtenden Rot konkurrieren und zusammen verzaubern sie uns! Die grauen Felsbrocken und die Bogwelt tragen das blasse und das dunkle Rosé des Heidekrauts und geben dieser wasserreichen Landschaft ein neues Gesicht.  Die Teichrosen sind verblüht aber ihre sich im Wind bewegenden Blätter sehen aus wie Schmetterlinge...  

Die Augen gewöhnen sich schnell an all diese Schönheit, versuchen, sie festzuhalten und ich fühle mich beschenkt und beglückt!



¨Hand in hand, with fairy grace, will we sing and bless this place¨  (William Shakespeare)

Diesmal kamen wir mit dem letzten Abendlicht in Calla an und das Haus umfing uns  mit Wärme und Gemütlichkeit. Wir sind zu Hause!  Es ist ein so wohliges Gefühl, zu wissen, dass wir nun eine ganze Weile hier sein werden!  Dies Gefühl erzeugt Gelassenheit und tiefe Freude.

Wir stellen die Koffer und die schnell  eingekauften Lebensmittel erst einmal ab, um den Garten zu inspizieren. Hier wartet Arbeit auf uns - aber es gibt auch Erfreuliches:  die Fingerhüte, die wir bei Ballynahinch am Wegrand ausgebuddelt haben, sind angegangen und wir hoffen darauf, dass sie im nächsten Juni blühen werden!  Die Rose an der Mauer wartet darauf, von den Margeriten, die hier die Regentschaft übernommen haben, befreit zu werden - und heute dankt sie es uns bereits mit neuer Blüte! 
Der Kräutergarten hat tapfer überlebt und die Petersilie blüht wunderschön :)  Die Gäste scheinen sich hier nicht zu bedienen. Schade! Dieses geschützte Beet am Haus steht voller violetter Anemonen!  Wunderschön!  Wir werden sie ein wenig eindämmen, aber erst einmal freuen wir uns an ihrer üppigen Blüte. Rosmarin, Salbei und Lavendel entwickeln sich kräftig! 


Die Weidenhecke ist um 10 cm gewachsen und nun ist der Tank aus unseren Blicken verschwunden!
Es wird langsam dunkel und die Sonne schickt ihr Licht noch einmal durch ein breites, helles Band, das die Wolken durchbricht.  Es ist - Abend für Abend - ein erhebender Moment und kein Sonnenutergang gleicht dem anderen!  
 

 Die Wetteraussichten sind nicht besonders gut, aber es soll trocken bleiben und die Sonne ab und zu scheinen. Heute jedenfalls wurden wir von Sonne empfangen und dafür waren wir dankbar.
Berlin haben wir bei  32° verlassen - und waren froh darüber, den noch weiter steigenden Temperaturen zu entkommen.. Was wir sicher vermissen werden, ist das (warme) Schwimmen in der Dahme, was wir in diesem Sommer wieder sehr ausgekostet und genossen haben.
Ob wir uns in den  (kalten) Atlantik trauen, wage ich sehr zu bezweifeln :)  Ich glaube, ich habe vor Jahren zum letzten Mal den Versuch unternommen und bin mit weiteren kläglich gescheitert:  die Kälte nahm mir den Atem und die Füße fühlten sich an, als würden sie nicht mehr zu mir gehören :)  Nein, das ist kein Vergnügen und das sollte ein Bad im Meer doch sein!




Trotz Müdigkeit packen wir die Koffer aus und bereiten uns unsers obligatorisches Lachsessen mit Salat und frischem Weißbrot.
Ich bin müde und freue mich auf mein (vorgewärmtes) Bett.  Wir fallen beide schnell in einen traumlosen, tiefen und erholsamen Schlaf!


 Dem bevorstehenden Geburtstag sehe ich gelassen entgegen. Geburtstage in Irland sind mir vertraut, es ist der 14e in den letzten 16 Jahren!  Ich weiß, wie er sich anfühlen wird.  Ich bin froh, hier zu sein!
Das Wetter ist trocken und nicht unfreundlich und schnell nimmt jeder seine Rolle ein:  ich richte ein, pflücke die letzten Mageriten und stelle sie in Vasen, während Hans-Jürgen bereits mit den Winden kämpft, die die Rosen an der Mauer niederzuringen versuchen :)  Mattie hat gemäht und wir sind beglückt, wie gut die Wiese (ein Rasen wird es nicht werden) aussieht. Grün und weich und besser, als jemals erwartet! Er hat sich sogar die Mühe gemacht, kleine ¨ Inseln¨ von Margeriten auszusparen.  Wenn man weiß, welches Verhältnis man hier so zu Wiesenblumen hat, erstaunt uns das doch sehr :)


Inzwischen sind wir angekommen und nicht nur wir:  Am Abend meines Geburtstages kam unsere Freundin Carola aus Berlin und somit gab es doch noch ein kleines Highlight an diesem Tag, neben dem der unglaublich vielen lieben Grußbotschaften im Netz und der Kartengrüße und kleinen Geschenke, die hier auf meinem Geburtstagstisch am Morgen lagen, überstrahlt von einem wunderbar leuchtend bunten Strauß, den Hans-Jürgen von den Wiesen gepflückt hatte.
  


Ich spüre aber auch an diesem Morgen den Unwillen in mir, diesen Tag  begehen zu müssen, ihn nicht überspringen zu dürfen und in einem ganz normalen Tag zu  landen! Geburtstage sind Tage voller Sehnsucht und als wir beim Frühstück sitzen, Musik hören, der Blick aus dem Fenster auf die Küste fällt, aus der sich das Wasser gerade zurückzieht und weiße Strandflecken freigibt, beginnen die Tränen zu laufen.. Ich kann es nicht steuern, es geschieht..  FLORIAN - wie ein Schrei in mir - ein stummer Schrei.
Ich möchte in den Garten und Hand in Hand laufen wir um das Haus, bleiben an Florians Stein im Vorgarten stehen, an dem der Lavendel blüht und der mehr von mehr von einem kleinblättrigen Efeu umfangen wird.  Die Laterne, die wir gleich bei Ankunft aufgestellt haben, hat das erste Licht gesammelt und in der Nacht zurückgestrahlt.. FLORIAN - wie sehr er fehlt!  Seine Geburtstagskarte aus einem lang zurückliegenden, anderen, vollen Leben ist immer bei mir - und sie hat fast etwas "zeitloses..." Wie gut, diese Zeugnisse unserer gemeinsamen Zeit zu haben!



Es geht mir besser, als wir zum Frühstück zurückkehren!  ¨Es ist was es ist¨.... Ich habe doch gelernt, mit dem Verlust auch und gerade an diesem Tag, zu leben!  Ich muss mich erinnern..

Lion und Malia haben liebe Bilder mitgegeben... Ich bin so dankbar, diese Kinder in meinem Leben zu haben


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