Mittwoch, 18. Juni 2014

Diary Juni 2014 - Teil 1







Ireland Diary, May/June 2014

¨Die keltische Weisheit wusste, dass die Natur beseelt ist und einen eigenen Geist besitzt. Berge haben eine große Seele voller Erinnerung. Ein Berg wacht über eine Landschaft und lockt  ihren Sinn zum Horizont. Bäche und Flüsse rasten nie; sie sind unermüdliche Nomaden, die weder Form noch Ort für sich beanspruchen. Steine und Felder bewohnen eine meditative Reglosigkeit und scheinen allen Wünschen gegenüber immun zu sein.... 

Die Natur ist von unaufhörlichem Gebet umhüllt. Anders als wir scheint sie nicht unter   der Trennung oder Distanz zu leiden, die das Denken bedingt. Die Natur scheint nie von ihrer eigenen Gegenwart abgeschnitten zu sein. Sie lebt ununterbrochen in der Umarmung ihrer eigenen  Einigkeit. Vielleicht hat sie, ohne dass wir es wissen, Mitleid mit uns Heimatlosen undZerstreuten. Ohne Zweifel weiß sie unseren rastlosen Geist zu beruhigen, wenn wir uns nur demSchweigen und der Stille ihrer Umarmung anvertrauen.¨

John O'Donohue
Aus: Landschaft der Seele




27.5.2014

We brought the sun!  Unglaublich, dass auch diese Rückkehr unter diesem glücklichenStern steht und - bis auf den ersten Tag - da waren wir noch mit Ankommen und Auspacken beschäftigt, haben wir sommerliche Temperaturen! ¨What a lovely weather. Hope you weren't here last week!¨ Ja, wir machen unserem Ruf wieder alle Ehre und am meisten freuen wir uns selbst :)

Aber wieder der Reihe nach...

Dublin empfing uns mit wolkenlosem Himmel, so dass wir die grüne Insel schon von oben herab sahen. Ein Austausch von Blicken und beide hatten wir die Augen voller Tränen:  We are coming home! ¨Wenn wir das nicht mehr erleben, dann können wir das Haus wiederverkaufen¨.. meinte  Hans-Jürgen, sichtlich berührt und ich stimme ihm zu.  Diese innere Bewegtheit, die Vorfreude, die Neugierde auf das, was auf uns zukommen wird, das muss bleiben! Auch meine Anspannung beim Betreten der Eingangshalle bleibt... Ich schaue nicht mehr in  die dort wartenden, angespannten Gesichter, ignoriere die Freude und Umarmungen..
Schnell weg - schnell weiter….

Die Formalitäten sind Routine und auch, wenn sich immer wieder etwas verändert, sind wir doch inzwischen schnell auf der M 50. Wieder empfiehlt uns unsere Autovermittlung einen größeren Wagen zu sehr günstigen Bedingungen und wieder greifen wir zu, denn noch einmal müssen wir bei IKEA einen Stopp einlegen.. und wieder hat sich die Größe des Autos sehr gelohnt! Diesmalsind es Gartenmöbel, die wir einkaufen und viele Kleinigkeiten, die Weihnachten noch fehlten!
Aber auch bei IKEA kennen wir uns zwischenzeitlich gut aus. Wie auch beim letzten Mal ist derWagen bis auf den letzten Winkel vollgepackt, als wir bei sonnig-freundlichem Wetter Richtung Galway losfahren. Ob wir die  Sonne wirklich mitbringen? Sicher jedenfalls ist, dass für Berlin bis zu 30° vorhergesagt waren - und wir froh, der Hitze zu entkommen. Diese Temperaturen hiersind angenehm, ein leichter Wind.. Mal sehen, wie es werden wird.



Schnell sind wir in Galway und nun erst beginnt der interessante und schöne Teil der Anreise
 ...Connemara!
Wenn letztes Mal die Gipfel der Tvelve Bens weiße Hauben trugen, so stecken sie heute in den Wolken und insgesamt wird es etwas diesiger. Kurzer Einkauf mit dem Nötigsten in Clifden (so verpassen wir leider die besonders schöne Anfahrt vorbei an Ballynahinch auf dem ¨WildAtlantic Way¨, auf dem wir dann aber von Clifden aus zum School House fahren. (Eine touristische Neuerung dieser Name - aber er drückt sehr schön aus, wie besonders diese kleine Küstenstraße ist -nämlich wild and  very beautiful!) Wie viel Menschen er anlockt, sollten wir in den nächsten Wochen immer erfahren...

Wir halten bei ¨Keoghs, um Torf zu kaufen und während Hans-Jürgen durch den Pub in den geschlossenen Supermarkt gelangt, vertrete ich mir die Füße, atme die frische Luft und lasse  ganz langsam dem Gefühl: ¨Wir sind zu Hause¨ Raum in mir..Aus dem Pub kommen zwei leicht angeheiterte Männer „..Oh look at her - isn't she beautiful¨ -klopft der eine dem anderen auf die Schulter, ¨just look - so beautiful¨ - und ich muß aus vollem Halse lachen... „Welcome to Connemara“ :)



Das Tor steht offen - nicht ganz freiwillig, denn ein Flügel ist demoliert! Niemand hat uns das gesagt und beim Aufschließen des Hauses die bange Frage, war's da  oder was erwartet uns wohl noch?


Das Haus macht einen guten Eindruck! Ein Rhododendronstrauß auf dem Küchentisch - und an der kleinen Tafel in der Küche steht ein Gruß von Bridgit und Martina! 




Es ist warm im Haus und der Blick in jedes Zimmer bringt uns wieder in dieses Staunen, wie harmonisch und schön die Räume doch sind, hell und freundlich und überaus einladend!


Der Garten sieht ganz anders aus: die Wiese hinter dem Haus ist ziemlich hoch, Büsche von Margariten, die noch nicht blühen, lassen auf die Schönheit hoffen, die wir im Moment noch nicht so recht erkennen können.. Ein wenig Enttäuschung bei uns beiden, zu hoch die Erwartungen.  



Die Hecken scheinen sich nicht bewegt zu haben - und wir hatten gehofft, dass sie zB. den Tankein wenig verdecken würden.. Viel Löwenzahn hat sich überall breit gemacht -kein Zeichen von„Pflege¨ und auch im Kies der Auffahrt scheint sich manch Unkraut sehr wohl zu fühlen...Wir ahnen es bereits: Es wartet sehr viel Arbeit auf uns und das dämpft dann doch - zusammen mit der Müdigkeit - ein wenig die Stimmung des ersten Abends. Entsprechend schlecht schlafen wir beide... Aber das wird sich  ändern!  
Schön ist, dass der frühere Kräutergarten hinter dem Haus an der Terrasse sich gegen alles Gras  und Unkraut durchzusetzen scheint:  es duftet nach Minze, die ein ganzes Beet an der Hauswand füllt. Und wir beschließen, diese Ecke weiter mit Kräutern zu bepflanzen - Kräuter undGräser - das passt zum Haus und der Umgebung und Rosen wollen wir vor das Haus pflanzen.




Der Donnerstag empfängt uns mit sehr kühlen Temperaturen und regnerischem Wetter. Es stört uns nicht weiter, hält uns aber erst einmal von Gartenarbeit fern!  Wir richten uns ein - alles ist schon einmal gewesen..-  diese Arbeiten gehen uns flott von der Hand. Das Kaminfeuer brennt und wir beschließen, uns Torf bringen zu lassen, was sich beim letzten Mal bewährt hat. Im ¨Supervalue¨ in Clifden  hängen diverse Zettel und wir greifen uns einen, der anbietet, den Torf in Säcken ans Haus zu bringen.

Clifden ist wie ausgestorben. Es scheint noch keine Saison zu sein, oder alle haben sich bei diesen wirklich unangenehmen Temperaturen verkrochen. Ich bin froh, dass ich meine dicken Pullover im Dezember hiergelassen habe und schlüpfe in meinen Irish jumper! 

Wir haben schnell  alles in und um das Haus inspiziert und beginnen mit der Erstellung der Listen:
Eine Liste für den Besuch der Architekten in der nächsten Woche, eine Liste mit den Arbeiten, die Fechine nicht erledigt hat und diese Liste ist sehr lang!  Wir sind bitter enttäuscht, denn es sieht tatsächlich so aus, als habe er NICHTS von all den Arbeiten, die wir besprochen hatten, erledigt. Dann ist die eigene ¨to-do-List¨, die auch nicht gerade kurz ausfällt!
¨So richtig nach Urlaub sieht das wieder einmal nicht aus¨ - konstatieren wir abends am Kamin. Es gibt aber auch etwas, das uns große Freude bereitet: das Lesen des Gästebuchs. Immerhinwaren zwischenzeitlich acht Parteien im Haus und alle sind sich einig, dass es ein magisch schöner Ort und ein wunderschönes, gastliches Haus ist. Dies ermutigt uns noch einmal,alles richtig gemacht zu haben!


Zunächst einmal kommt Besuch:  Astrid, Hans-Jürgens Schwester aus Tipperary und wir freuenuns wirklich sehr auf sie, denn sie ist einer der größten ¨fans¨ des School House‘ und sie kommtzum bevorstehenden Geburtstag ihres großen Bruders. Und: Das Wetter hat sich besonnen und der Samstag empfängt und  mit blauem Himmel, in dem dicke Wattebäusche hängen.. Oh dieser irische Himmel ist einfach wunderschön: Selten haben wir diese spannenden und schönenWolkenformationen anderswo erlebt:  Wie auf einem Kinderbild gemalt - Schäfchen, dicke, fette Schäfchen am Himmel!



Mit Astrid geht es in den Garten und wir staunen, wie schnell wir mit den Arbeiten, die  wir uns jeweils vorgenommen vorankommen:  Jedenfalls sieht es am Abend schon richtig gut aus! Wir unterbrechen die Arbeit mit einem Capucchino und einem Sandwich in Clifden. Unser täglicherBlick ins Netz - er muß sein, denn die Vermietung des Hauses läuft weiter - und wir sind auch gerne hier mit den wichtigen Menschen im ¨kleinen Austausch¨ verbunden.  Die Kommunikation  wird sehr eingeschränkt und lange mails nicht gelesen :)  Das geht bei diesen kurzen Besuchen im Café nicht anders. Die blogs schweigen und die Gedanken sind wirklich ganz und gar im Hier und Jetzt! 

¨ Ich stelle mir vor, dass die Berge von der Ankunft des menschlichen Auges träumen. Wenn das Auge sich öffnet, ist es wie die Morgenröte, die den schwarzen Vorhang der Nacht  aufreißt. Wenn es sich öffnet, entsteht eine neue Welt¨.



John O'Donohue
Aus: Landschaft der Seele



Dieser Zustand, des Eintauchens geschieht nicht automatisch, spüre ich. Ich muß erst in mir den Raum schaffen, dies zu ermöglichen. Ein wenig irritiert mich das. Es ist, als würde ich sehr viel Ballast tragen und meine Hände und mein Herz sind damit ausgelastet. Noch kein Platz für das Schöne und Berührende, das ich einige Tage später  in mich aufsauge! Ich erkläre es mir so, dass dies der Preis dafür ist, dass wir mit diesem Haus auch sehr viel Verantwortung übernommen haben. Erst, mit dem Gefühl, das Anstehende auch schaffen und erledigen zu können, kehrt Ruhe und mehr Gelassenheit ein.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen